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stadt, Hagenau, Weißenburg, Lauterburg, Mülhausen. Sie wollten sich den Frieden, den weder Kaiser noch Reich herstellen konnten, selbst verschaffen. Dies erschien aber dem gesamten kleineren Adel als unerträgliche Anmaßung.
In dieser stürmischen Zeit (1260) bestieg Walther von Geroldseck den bischöflichen Stuhl zu Straßburg. Er war ein kühner, ehrgeiziger Herr, der auch das Schwert gut zu führen verstand. L>ein Geschlecht war unter den Hohenstaufen zu großem Reichtum gekommen und dem Bürgerstande nicht besonders geneigt. Kaum war er zum Bischof ernannt, so begann er eine genaue Untersuchung der Rechte, welche die Straßburger Bürger ausübten. Manche wollte er ihnen verkürzen; ja sie sollten nicht einmal freies Wahlrecht haben. Die Städter aber hielten fest an ihren wohlerworbenen Gerechtsamen. Immer heftiger wurde der Streit, bis Walther die Stadt verließ, allen Geistlichen befahl, ihm zu folgen, und Bann und Interdikt über Straßburg verhängte. Er sammelte ein Heer; viele edle Herren zogen ihm zu Hülfe, unter ihnen der Bischof von Trier und Rudolf von Habsburg, der Laudgraf vou Oberelsaß. Aber auch Straßburg wurde unterstützt, denn die übrigen Städte sahen sich ebenfalls bedroht, da Walther sich die Oberaufsicht über sämtliche Städte des Elsasses hatte übergeben lassen. Im Juli 1261 machten die Bischöflichen einen Sturm auf die Stadt, wurden aber mit großem Verluste zurückgeschlagen. Darauf trat ein Waffenstillstand ein. Während desselben entzweite sich Rudolf von Habsburg mit dem Bischof und trat auf die Seite der Städter. Dagegen vertrieb in Colmar die bischöfliche Partei den Schultheißen Rösselmann, der^ es mit den Ltraßbnrgern hielt. Doch der unverzagte Schultheiß beschloß auf jede Gefahr hin wieder in die Stadt zu kommen. Er wandte sich an Rudolf vou Habsburg, der die Führung der Straßburger Bürger übernommen hatte, um Unterstützung. Rudolf rückte mit einer Heeresabteilung vor Colmar. Bei Nacht ließ sich Röffelmann in einem Fasse in die Stadt fahren, vereinigte sich mit seinen Anhängern, übersiel die Wache an einem Thore und ließ durch dasselbe Rudolf ein. Unter dem Rufe: Es lebe Habsburg! besetzten die Truppen die Stadt. Die Bischöflichen wurden vertrieben und Rösselmann trat wieder in sein Amt ein. — Walther hatte unterdes seine Truppen rings um Straßburg verteilt, um den Bürgern die Zufuhr abzuschneiden. Vergebens suchte
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Extrahierte Personennamen: Walther_von_Geroldseck Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rösselmann Rudolf_vou_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Röffelmann Rudolf Rudolf Rösselmann Walther
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2. Durstüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild,
Sein brechend Auge schlägt nach oben.
3. Die Sense rauscht im Ährcnfeld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden.
Ade, ade, du Heimatswelt! —
Und beugt das Haupt und ist verschieden.
2. Krieg
Ich stand an eines Gartens Rand
Und schaute in ein herrlich Land.
Das, weit geländet, vor mir blüht,
Drin heiß die Erntesonne glüht.
Und Arm in Arm, es war kein
Traum,
Mein Wirt und ich am Apfelbaum,
Wir lauschten einer Nachtigall,
Und Friede, Friede überall.
Ein Zug auf fernem Schiencndamm
Kam angebraust. Wie zaubersam!
Er brachte frohe Menschen her
Und Güterspenden segenschwer. —
Einst sah ich den metallnen Strang
Zerstört, zerrissen meilenlang,
Und wo ich nun in Blumen stund,
War damals wildzerwühlter Grund.
Der Sommermorgen glänzte schön
Wie heute; glitzernd von den Höhn,
„Den ganzen Tag mit Sack und
Pack",
Brach nieder aus Verhau, Verhack
Zum kühnsten Sturm, ein weißes
Meer,
Des Feindes wundervolles Heer.
Ich stützte, wie aus Erz gezeugt,
Mich auf den Säbel, vorgebeugt,
Mit weiten Augen, offnem Mund,
Als starrt ich in den Höllenschlund.
Nun sind sie da! „Schnellfeuer!"
„Steht!"
und Friede.
Wie hoch im Rauch die Fahne weht!
Und Mann an Mann hinauf, hinab,
Und mancher sinkt in Graus und
Grab.
Zu Boden stürz ich, einer sticht
Und zerrt mich, ich erraff mich nicht.
Und um mich, vor mir, unter mir
Ein furchtbar Rin gen, Galt und Gier.
Und über unserm wüsten Knaul
Bäumt sich ein scheu gewordner
Gaul.
Ich sah der Vorderhufe Blitz,
Blutfestgetrockneten Sporeuritz,
Den Gurt, den angespritzten Kot,
Der aufgeblähten Nüstern Not.
Und zwischen uns mit Klang und
Kling
Platzt der Granate Eisenriug:
Ein Drache brüllt, die Erde birst,
Einfällt der Weltenhimmelsirst.
Es ächzt, es stöhnt, und Schutt
und Staub
Umhüllen Tod und Lorbeerlaub.
Ich stand an eines Gartens Rand
Und schaute in ein herrlich Land,
Das ausgebreitet vor mir liegt,
Vom Friedensfächer eingewiegt.
Und Arm in Arm, es ist kein Traum,
Mein Wirt und ich am Apfel-
baum
Wir lauschen einer Nachtigall,
Und Rosen, Rosen überall.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
101
2. Wenn überm Meer.
1. Wenn überm Meer das Frührot brennt
Und alle Küsten rauchen,
Wie lieb ich dann, ins Element
Befreit hinabzutauchen.
2. Tiefpurpurn schwillt um mich die Flut
Und zittert, Well an Welle;
Mir deucht, ich bad in Drachenblut
Wie Siegfried einst, der Schnelle.
3. Mein Herz wird fest, und wie es lauscht.
Von junger Kraft durchdrungen,
Verstehts, was Wind und Woge rauscht,
Und aller Vögel Zungen.
3. Nun kommt der Sturm.
1. Nun kommt der Sturm ge-
Der heulende Nordost, [flogen,
Daß hoch in Niesenwogen
Die See ans Ufer tost.
2. Das ist ein rasend Gischen,
Ein Donnern und ein Schwall,
Gewölk und Abgrund mischen
All ihrer Stimmen Schall.
3. Und in der Winde Sausen
Und in der Möve Schrein,
In Schaum und Wellenbrausen
Jauchz ich berauscht hinein.
4. Schon mein ich, daß der Reigen
Des Meergotts mich umhallt,
Die Wogen seh ich steigen
In grüner Roßgestalt,
5. Und drüber hoch im Wagen,
Vom Nixenschwarm umringt.
Ihn selbst, den Alten, ragen,
Wie er den Dreizack schwingt.
4. Zuflucht. (Por 1814.)
1. Der du mit Tau und Sonnenschein ernährst die Lilien auf dem Feld,
Der du die jungen Raben nicht vergissest unterm Himmelszelt,
Der du zu Wasserbächen führst den Hirsch, der durstig auf den Tod,
O gib, du Allbarmherziger, auch unsrer Zeit, was ihr so not!
2. Um Frieden, Frieden flehen wir, nicht jenen, der des Sturms entbehrt,
Der sicher in der Scheide Haft gefesselt hält das scharfe Schwert,
Nein, um den Frieden in der Brust, dems mitten in der Schlacht nicht graut
Weil auf den Felsen deines Worts mit festen Pfeilern er gebaut.
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
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Ii. Aus dem Menschenleben.
91. Per kleine Kydriot.
Ich war ein kleiner Knabe, stand fest kaum auf dem Bein;
Da nahm mich schon mein Vater mit in das Meer hinein
Und lehrte leicht mich schwimmen an seiner sichern Hand
Und in die Fluten tauchen bis nieder auf den Sand.
.Ein Silberstückchen warf er dreimal ins Meer hinab,
Und dreimal mußt' ich's holen, eh' er's zum Lohn mir gab.
Dann reicht' er mir ein Ruder, hieß in ein Boot mich gehn;
Er selber blieb zur Seite mir unverdrossen stehn.
Wies mir, wie man die Woge mit scharfem Schlage bricht,
Wie man die Wirbel meidet und mit der Brandung ficht.
Und von dem kleinen Kahne ging's flugs ins große Schiff;
Es trieben uns die Stürme um manches Felsenriff.
Ich saß auf hohem Maste, schaut' über Meer und Land;
Es schwebten Berg' und Türme vorüber mit dem Strand.
Der Vater hieß mich merken aus jedes Vogels Flug,
Aus aller Winde Wehen, auf aller Wolken Zug.
Und bogen dann die Stürme den Mast bis in die Flut
Und spritzten dann die Wogen hoch über meinen Hut:
Da sah der Vater prüfend mir in das Angesicht —
Ich saß in meinem Korbe und rüttelte mich nicht.
Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot:
„Glück zu aus deinem Maste, du kleiner Hydriot!"
Und heute gab der Vater ein Schwert mir in die Hand
Und weihte mich zum Kämpfer für Gott und Vaterland.
Er maß mich mit den Blicken vom Kopf bis zu den Zehn;
Mir war's, als tat' sein Auge hinab ins Herz mir sehn.
Ich hielt mein Schwert gen Himmel und schaut' ihn sicher an
Und deuchte mich zur Stunde nicht schlechter als ein Mann.
Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot:
„Glück zu mit deinem Schwerte, du kleiner Hydriot!"
Wilh. Müller.
92. 's Keumysek un d'ameis.
1. D'frau Ameis kriejt zuer Winterszit,
Wo grad viel Schnee geläje,
Ganz unverhofft emol Visit;
Diß isch're-n-ungeläje!
Denn d'ameis haltst uff Sparsamkeit,
Het am Verschwende wenni Fraid!
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TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Iv. Land und Leute in Heimat und Vaterland.
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und geführt von unserm besten Burschen, Jakob Jaspersen. Das Weib
jammerte, rang die Hände, umschlang unsere Kniee und flehte um
Rettung; wir mußten uns abwenden; ach, sie wußte so gut wie wir,
daß bei dem Wetter kein gewöhnliches Fischerboot See halten konnte,
und kein anderes lag im Hafen. — Immer näher kam der schreckliche
Augenblick, die Dorothea konnte nur noch wenige Kabellängen vom
Vogelsande entfernt sein. Da stand das Fahrzeug still, die Segel fielen
nieder. Der kühne Kapitän hatte mitten in der Brandung Anker
geworfen; wenn dieser faßte und hielt, so war das Schiff gerettet. Mit
atemloser Erwartung blickten hundert Augen auf jenen Fleck; das Weib
hielt sich an mich und klapperte hörbar mit den Zähnen. Wir sahen,
wie das Schiff langsam vom Anker wegtrieb, und mit gellendem Schrei
sank die Frau zusammen. Da hatte Jaspersen plötzlich wieder alle
Segel aufgezogen und begann aufs neue den hoffnungslosen Kamps
gegen den Orkan, bis die einbrechende Nacht alles verhüllte. Keiner von
uns ging schlafen, keiner verließ den Platz; immer noch stierten wir
hinaus und harrten mit dumpfem Entsetzen des Tages; neben uns
wimmerte leise das unglückliche Weib.
Gegen Morgen legte sich der Sturm; nach und nach ward es
lichter, der Tag begann zu grauen, und — kaum eine halbe Seemeile
vor uns sahen wir die Dorothea, mit vollen Segeln auf den Hafen
zusteuernd. Jauchzend eilten wir zum Strande, und eine Viertelstunde
später umschlang Jaspersen sein Weib, — aber, die er vor einigen Tagen
als blühende junge Frau verlassen, glich einer Greisin. Die furchtbare
Angst der einzigen Nacht hatte tiefe Furchen in ihr Antlitz gegraben,
ihre Wange und ihre Haar gebleicht. Schleiden.
292. Gin deutscher Seedampfer.
Heutzutage sind die Meere, die früher als Trennungsmittel ange-
sehen wurden, Straßen geworden. Sie sind ein Tummelplatz für
Tausende und aber Tausende von Schiffen, die hin- und herfahren, auf-
und abwogen wie ein zahlloses Heer von lasttragenden Wesen. Früher
waren es Segelschiffe; heute aber sterben diese dahin, und eiserne
Dampfer treten an ihre Stelle, die mit schnell sich drehenden Schrauben
ihre Furchen über die Ozeane bahnen und Reisen, die früher Monate
dauerten, in wenig Tagen vollenden. Während sonst auf einem Schiffe
oft Mangel am Nötigsten eintrat, ist dies jetzt fast ausgeschlossen. Die
großen deutschen Ozeandampfer, die Windhunde der Meere, sind
schwimmende Gasthäuser geworden, die des Nachts wie Feenpaläste in
elektrischem Lichte glänzen, über die Fluten zu rauschen scheinen. Ihre
Einrichtung bietet dem Reisenden jede Annehmlichkeit, die nur verlangt
werden kann.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes.
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undzwanzig Pfund Gewicht, in welchem ein in Milch gekochter und mit
allerhand Zutat gewürzter Hirsebrei dampfte. Den wollte man noch
warm nach Straßburg bringen. Ein mit heißem Sand angefülltes, großes
Faß wahrte die Speise vor dem Erkalten. Zu gleicher Zeit hatte sich
die Genossenschaft mit dreihundert der berühmten Züricher Semmelringe
versehen, die in Straßburg unter die Jugend ausgeworfen werden
sollten.
Mit Sonnenaufgang wurde schon der Rhein erreicht. Den Rhein-
fall bei Lausenburg konnte man natürlich nicht hinabfahren; unterhalb
desselben wartete jedoch schon ein Schiff, die Züricher weiter zu tragen.
Um zehn Uhr langten sie in Basel an; auf der Rheinbrücke stand eine
ungeheure Menschenmenge und begrüßte die kühnen Schiffer mit endlosem
Jubelruf und mit Böllerschüssen. Gegen zwei Uhr gönnten sie sich im
Angesichte von Altbreisach eine kurze Rast und ein stärkendes Mittags-
mahl. Bei dem alten Habsburger Sitze Limburg wurde in der Ferne
zum erstenmal die Pyramide des Straßburger Münsters erschaut. Lautes
Freudengeschrei und Trompetenfanfaren ertönten, bald sind ja nun die
Mühen des beschwerlichen Ruderns überstanden. Gegen acht Uhr abends
fuhren sie aus dem Rhein in die Jll, und nun hißten sie die Züricher
Flagge mit ihrem Blau und Weiß am Mastbaum ans. Um halb neun
Uhr schwamm das stattliche Schiff mit seinen sechzehn Ruderern in die
„allezeit freie Reichsstadt Straßburg" ein.
So weit man blicken kann, Kops an Kopf an beiden Seiten des
Wassers; die Schindbrücke am Kaufhause will schier bersten unter der
Menschenlast, die sie zu tragen hat, und das unaufhörliche Freudenge-
schrei übertäubt die Trommelwirbel, welche das Gelingen der Fahrt
verkünden und die Straßburger Bundesfreunde bewillkommnen sollen.
Und wie tummeln sich Knaben und Mädchen, das leckere Züricher Back-
werk aufzufangen, das aus dem Boot unter sie hineinregnet!
Am Katzenstege wird der Anker ausgeworfen, und unter den
Klängen der Musik entstiegen die Züricher dem Fahrzeuge. Zwei Rats-
herren begrüßten die Reisenden. Dann tritt deren Obmann, der Stadt-
bauherr Kaspar Thomann, hervor und spricht, auf das mitgebrachte
Hirsengericht weisend: „Diese Tonne soll den Straßburgern zeigen, daß
in der Not, wenn sie von Feinden plötzlich überzogen werden, Zürich
ihnen allezeit zu Hilfe kommen kann, ehe noch ein Brei kalt werden
mag." Hierauf ordnet sich der feierliche Zug. Mit den Züricher Spiel-
leuten schreiten die von Straßburg voraus. Dann kommt das Faß,
vom Volksjubel umbraust und von den stattlichsten der Züricher Mannen
getragen. In der Judengasse endet der Umzug. Dort, in der Zunftstube
der Maurer haben sich Ammeister, Stättemeister und Rat versammelt, den
Zürichern das Bewillkommnungsmahl darzubieten, zu dem die Tafeln
N, Gottesleben. Deutsches Lesebuch. I. iq
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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14
I. Familie und Elternhaus.
Schuhe aus, bald bewachte er die Wäsche der Mutter, oder er kaufte
ein für das Haus.
Bei allen Kindern der Nachbarschaft wurde der Hans bald be-
liebt. Er war bei allen Spielen der Erste und wußte immer etwas Neues
anzugeben. Blindekuh, Kämmerchen zu vermieten, und wie die Spiele alle
heißen mögen, gingen nur gut, wenn Hans dabei war; da gab's nie-
mals Zank und Streit; zankten sich wirklich zwei Knaben einmal, fuhr mein
Hans dazwischen, machte jedem ein närrisches Gesicht, und alles mußte
lachen. Beim Soldatenspiel hatte er immer die höchste Papiermütze und
den schönsten Federbusch daran von Petersilienkraut, und keiner wußte
die Trompete und alle Instrumente, wie sie bei den Soldaten vor-
kommen, so schön mit dem Munde nachzuahmen als Hans.
Nun kam die Zeit heran, wo Hans ein Handwerk lernen sollte.
Der Vater sagte: „Zum Schuhmacher taugt er nicht; denn er sieht den
Leuten nicht auf die Stiefel, sondern immer in die blaue Luft." Die
Mutter dagegen sagte: „Der will hoch hinaus." Und so wurde es. Er
kam zu seinem Paten, der ein ehrsamer Schornsteinfeger war, und lernte
dessen Handwerk. Bald ging er mit Leiter, Besen und Kratzeisen durch
die Straßen, und dabei sah er immer froh und gutmütig ans. Mutig
und gewandt erstieg er die höchsten Schornsteine, pfiff und sang lustig
in die blaue Lust und kannte keinen Schwindel. Wenn ein Bund Stroh
oder ein Stück Holz von einem Wagen fiel, so lief er schnell nach, um
es dem Fuhrmanne zu bringen. Alte und Junge hatten ihn lieb. Nie-
mand in der Stadt konnte die Kinder mit dem Schornsteinfeger
ängstigen. Alle kannten Hans Lustig, und der tat ihnen nichts zuleide.
Stets war er freundlich und gut, und manches Kind gab ihm sogar
eine Patschhand.
So wuchs Hans Lustig immer mehr heran und wurde ein tüch-
tiger Schornsteinfeger. Er konnte klettern wie eine Katze. Das zeigte er
bei dem Brande des Rathauses, welches plötzlich mitten in der Nacht
in Flammen stand. Der alte Wächter auf dem Turme hatte nämlich
das Feuerzeichen nicht gegeben. Er war freilich unschuldig daran; denn
er war in derselben Nacht gestorben. Hans aber war der erste auf der
Brandstelle, wie es einem guten Schornsteinfeger geziemt. Er stürzte in
das brennende Rathaus und rettete wichtige Papiere aus einem Schranke.
Tags darauf ließ ihn der Rat vor sich kommen und fragte ihn, womit
er wolle belohnt sein. Da bat er für seinen Vater um die Stelle des
Turmwächters. Der Vater erhielt sie auch. So hatte er diesem ein
sorgenfreies Alter verschafft.
Dort aus dem Turme lernte Hans noch etwas Neues. Sein Vater
blies morgens, mittags und abends ein geistliches Lied vom Turme über
die Stadt. Hans, der seine alte Liebe zum Musizieren, namentlich zum
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Extrahierte Personennamen: Hans Hans Hans Hans Hans Hans_Lustig Hans_Lustig Hans Hans
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Ii. Aus dem Menschenleben.
die erspart Luch und laßt sie dem, der am Steuer sitzt, und von
dem geschrieben steht: Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er
sorget für euch.“ H. Caspari>
140. |)ie Macht des Gebetes.
Das Schiff „Cornelia" befand sich auf einer Reise im Weltmeere
und war bereits weit von der amerikanischen Küste entfernt, als ein
heftiger Sturm losbrach, der fünf Tage lang anhielt und das Schiff
in eine solche Gefahr brachte, daß die Mannschaft sich fast für verloren
ansah. Gerade als das Unwetter am wütendsten tobte und das Schiff
wie einen Spielball haushoch hinauf- und hinabschleuderte, kam oben
am Hauptmast das Takelwerk in Unordnung, und der Schaden mußte
ausgebessert werden. Doch in dem Tumulte des Sturmwindes auf den
Mast zu klettern, schien fast unmöglich; es war ein Wagestück auf Leben
und Tod. Der Steuermann befahl kurzweg einem Schiffsjungen, er solle
hinauf. Der war ein junger, zarter Bursche, kaum dreizehn Jahre alt,
das einzige Kind einer armen Witwe, die ihr Liebstes hatte in die Welt
gehen lassen, weil sie selber kaum satt zu essen hatte.
Als der Junge den Befehl vom Steuermann empfangen hatte,
hob er seine Mütze auf, blickte hinauf nach der Spitze des Mastes und
wieder hinab in die schäumenden Wellen, die wie mit Ruten gepeitscht
übers Verdeck schlugen und nach ihm die Wasserarme ausstreckten, und
dann sah er den Steuermann an. Er schwieg einen Augenblick; darauf
sagte er: „Ich komme gleich!" — Und er sprang übers Verdeck fort
in die Kajüte. Eine Minute verstoß, dann kehrte er zurück, und nun
ging's die Strickleiter hinauf, stink und entschlossen.
Der Mann, der diese Geschichte erzählt hat, stand unten am
Maste, und seine Blicke folgten dem Kinde, bis ihm schwindelte. Er fragte
den Steuermann: „Warum schickst du den hinauf? Er kommt nicht
lebendig herunter!" Der Steuermann antwortete: „Männer fallen, Jungen
stehen. Der klettert wie 'ne Eichkatze!"
Der andere sah wieder hinauf; noch stand der Junge. Jetzt hing
er am Mastkorb; jetzt stieg er weiter. Der Sturm raste und drohte den
Mast zu zerknicken wie ein dürres Rohr, der Junge hielt sich. In einer
Viertelstunde war er wieder unten, wohlbehalten und frisch, und lachte
fröhlich. — „Gott sei gedankt!" rief jener; vor Angst hatte ihm das
Herz fast stille gestanden.
Denselben Tag noch suchte er den Jungen zu sprechen. Er fragte
ihn, ob ihm nicht bange gewesen sei. „Ja," sagte der Junge. — „Ich
merkte es wohl," sagte der andere; „du hast es dir auch erst in der
Kajüte bedacht." — „Bedacht nicht," sprach der Knabe; „ich wollte erst
beten. Ich dachte, herunter komme ich nicht wieder lebendig; da habe ich
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Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes. 283
und verbanden ihm die Augen. Die wenigen Begleiter waren ebenfalls
schnell entwaffnet und gefesselt. Darauf setzte man den Herzog aufs
Pferd, brachte ihn in den Wald zurück und führte ihn bis gegen Morgen
in demselben hin und her, so daß er glaubte, er sei meilenweit von
Laxou entfernt. Ehe es tagte, zogen die Reiter zum Schlosse in Maxe-
ville, dessen Besitzer das Haupt der Verschworenen war und Adrian
von Armoises geheißen haben soll. Maxeville liegt nur eine Stunde
nördlich von Nancy; aber der Herzog, dem man erst in dem festen
Turm des Schlosses die Binde von den Augen nahm, wußte nicht, wo
er war, und konnte auch von dem Bedienten keine Antwort bekommen.
Als der Herzog in der Nacht nicht nach Hause zurückkehrte,
wurde seine Gemahlin Margareta (von Navarra) unruhig und schickte
Leute aus, um ihn zu suchen; allein sie entdeckten keine Spur. Alle
Nachforschungen blieben erfolglos, so daß ihn seine Angehörigen und
Untertanen als tot beweinten. Wie lieb ihn das Volk hatte, sehen wir
daraus, daß unter demselben ein Lied entstand, worin das Verschwinden
des Herzogs bitter beklagt wurde.
Erst nach fünf Jahren soll Friedrich durch einen glücklichen Zufall
die Freiheit wieder erlangt haben. In einer Nacht tobte um das Schloß
ein furchtbarer Sturm; ein Teil des Daches wurde fortgerissen, und
die Mauern bekamen mehrere Sprünge. Diesen Schaden besserte am
folgenden Tage ein Dachdecker, Johann der Einäugige genannt, aus und
sang bei seiner Arbeit das Lied von dem verschwundenen Herzoge.
Dieser hörte den Dachdecker und fand Gelegenheit, ihn zu sprechen,
ohne daß die Schloßeinwohner es merkten. Er gab sich dem Manne
zu erkennen, zeigte ihm seinen Ring und versprach ihm eine große
Belohnung, wenn er denselben nach Nancy zur Herzogin bringe und ihr
anzeige, wo ihr Gemahl gefangen sei.
Johann verließ heimlich das Schloß und richtete seinen Auftrag
aus. Margareta war hoch erfreut über diese Nachricht und schickte
sofort eine Anzahl Bewaffneter nach Maxeville. Sie schlichen sich an
das Schloß heran, nahmen Adrian von Armoises und die übrigen
Insassen gefangen und öffneten ihrem Herrn den festverschlossenen Kerker.
Groß war die Freude der herzoglichen Familie und des ganzen
Landes, als Friedrich in seine Hauptstadt einzog. Darauf hielt er ein
strenges Gericht über die Verschworenen. Das Schloß zu Maxeville
wurde zerstört und dem Erdboden gleichgemacht; nur ein Teil des
Turmes blieb stehen, damit er der Nachwelt zum Andenken an die
unerhörte Treulosigkeit diene. Adrian und die meisten seiner Genossen
verloren ihre Güter. Einige begnadigte der Herzog, da er einsah, daß
sie verführt waren.
Friedrich ging nach der Wiedererlangung seiner Freiheit noch ent-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Adrian
von_Armoises Nancy Margareta_(von_Navarra Friedrich Friedrich Johann Nancy Johann Margareta Adrian_von_Armoises Friedrich Friedrich Adrian Friedrich
V. Ein Blick in die Ferne.
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gebirgen gelegenen Weideplätzen, um dort den Winter zuzubringen.
Jeder Hof, jedes Dorf der Sierra Nevada hat seine bestimmten
Winterweideplätze, und das Umherwandern der Herden, die Be-
nutzung der einzuschlagenden Wege und das Abweiden jener
Weideplätze ist durch uralte Gesetze geregelt.
Nach Willkomm.
298. Unglück der Stadt Leiden.
Diese Stadt heißt schon seit undenklichen Zeiten Leiden und hat
noch nie gewußt warum, bis am 12. Januar des Jahres 1807. Sie
liegt am Rhein im Königreich Holland und hatte vor diesem Tag 11000
Häuser, welche von 40000 Menschen bewohnt waren; sie war nach
Amsterdam wohl die größte Stadt im ganzen Königreich. Man stand
an diesem Morgen noch auf wie alle Tage, und niemand dachte daran,
wie es am Abend aussehen wird, obgleich ein Schiff mit siebzig Fässern
voll Pulver in der Stadt war. Man aß zu Mittag und ließ sich's
schmecken wie alle Tage, obgleich das Schiff noch immer da war.
Aber als nachmittags der Zeiger auf dem großen Turm aus halb
fünf stand, — fleißige Leute saßen daheim und arbeiteten, fromme
Mütter wiegten ihre Kleinen, Kaufleute gingen ihren Geschäften nach,
Kinder waren beisammen in der Abendschule, müßige Leute saßen im Wirts-
haus beim Kartenspiel und beim Weinkrug, und ein Dieb steckte vielleicht
gerade einen falschen Schlüssel in eine fremde Türe, — da plötzlich
geschah ein Knall. Das Schiff mit seinen siebzig Fässern Pulver bekam
Feuer, sprang in die Luft, und in einem Augenblick waren ganze lange
Gaffen voll Häuser mit allem, was darin wohnte und lebte, zerschmettert
und in einen Steinhaufen zusammengestürzt oder entsetzlich beschädigt.
Viele hundert Menschen wurden lebendig und tot unter diesen Trümmern
begraben oder schwer verwundet. Drei Schulhäuser gingen mit allen
Kindern, die darin waren, zu Grunde; Menschen und Tiere, welche in
der Nähe des Unglücks auf der Straße waren, wurden von der Gewalt
des Pulvers in die Luft geschleudert und kamen in einem kläglichen Zu-
stande wieder auf die Erde. Zum Unglück brach noch eine Feuersbrunst
aus, die bald an allen Orten wütete, und konnte fast nimmer gelöscht
werden, weil viele Vorratshäuser von Öl und Tran mit ergriffen
wurden. Achthundert der schönsten Häuser stürzten ein oder mußten
niedergerissen werden. Da sah man denn auch, wie es am Abend leicht
anders werden kann, als es am stützen Morgen war, nicht nur mit
einem schwachen Menschen, sondern auch mit einer großen und volkreichen
Stadt.
Der König von Holland setzte sogleich ein namhaftes Geschenk
91. Gottes!eben, Deutsches Lesebuch, l. -17
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Willkomm
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Holland Amsterdam Holland Gottes