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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 24

1884 - Straßburg : Bull
— 24 — stadt, Hagenau, Weißenburg, Lauterburg, Mülhausen. Sie wollten sich den Frieden, den weder Kaiser noch Reich herstellen konnten, selbst verschaffen. Dies erschien aber dem gesamten kleineren Adel als unerträgliche Anmaßung. In dieser stürmischen Zeit (1260) bestieg Walther von Geroldseck den bischöflichen Stuhl zu Straßburg. Er war ein kühner, ehrgeiziger Herr, der auch das Schwert gut zu führen verstand. L>ein Geschlecht war unter den Hohenstaufen zu großem Reichtum gekommen und dem Bürgerstande nicht besonders geneigt. Kaum war er zum Bischof ernannt, so begann er eine genaue Untersuchung der Rechte, welche die Straßburger Bürger ausübten. Manche wollte er ihnen verkürzen; ja sie sollten nicht einmal freies Wahlrecht haben. Die Städter aber hielten fest an ihren wohlerworbenen Gerechtsamen. Immer heftiger wurde der Streit, bis Walther die Stadt verließ, allen Geistlichen befahl, ihm zu folgen, und Bann und Interdikt über Straßburg verhängte. Er sammelte ein Heer; viele edle Herren zogen ihm zu Hülfe, unter ihnen der Bischof von Trier und Rudolf von Habsburg, der Laudgraf vou Oberelsaß. Aber auch Straßburg wurde unterstützt, denn die übrigen Städte sahen sich ebenfalls bedroht, da Walther sich die Oberaufsicht über sämtliche Städte des Elsasses hatte übergeben lassen. Im Juli 1261 machten die Bischöflichen einen Sturm auf die Stadt, wurden aber mit großem Verluste zurückgeschlagen. Darauf trat ein Waffenstillstand ein. Während desselben entzweite sich Rudolf von Habsburg mit dem Bischof und trat auf die Seite der Städter. Dagegen vertrieb in Colmar die bischöfliche Partei den Schultheißen Rösselmann, der^ es mit den Ltraßbnrgern hielt. Doch der unverzagte Schultheiß beschloß auf jede Gefahr hin wieder in die Stadt zu kommen. Er wandte sich an Rudolf vou Habsburg, der die Führung der Straßburger Bürger übernommen hatte, um Unterstützung. Rudolf rückte mit einer Heeresabteilung vor Colmar. Bei Nacht ließ sich Röffelmann in einem Fasse in die Stadt fahren, vereinigte sich mit seinen Anhängern, übersiel die Wache an einem Thore und ließ durch dasselbe Rudolf ein. Unter dem Rufe: Es lebe Habsburg! besetzten die Truppen die Stadt. Die Bischöflichen wurden vertrieben und Rösselmann trat wieder in sein Amt ein. — Walther hatte unterdes seine Truppen rings um Straßburg verteilt, um den Bürgern die Zufuhr abzuschneiden. Vergebens suchte

2. Teil 5 - S. 110

1910 - Straßburg : Bull
110 2. Durstüberquält und fieberwild, Im Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild, Sein brechend Auge schlägt nach oben. 3. Die Sense rauscht im Ährcnfeld, Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden. Ade, ade, du Heimatswelt! — Und beugt das Haupt und ist verschieden. 2. Krieg Ich stand an eines Gartens Rand Und schaute in ein herrlich Land. Das, weit geländet, vor mir blüht, Drin heiß die Erntesonne glüht. Und Arm in Arm, es war kein Traum, Mein Wirt und ich am Apfelbaum, Wir lauschten einer Nachtigall, Und Friede, Friede überall. Ein Zug auf fernem Schiencndamm Kam angebraust. Wie zaubersam! Er brachte frohe Menschen her Und Güterspenden segenschwer. — Einst sah ich den metallnen Strang Zerstört, zerrissen meilenlang, Und wo ich nun in Blumen stund, War damals wildzerwühlter Grund. Der Sommermorgen glänzte schön Wie heute; glitzernd von den Höhn, „Den ganzen Tag mit Sack und Pack", Brach nieder aus Verhau, Verhack Zum kühnsten Sturm, ein weißes Meer, Des Feindes wundervolles Heer. Ich stützte, wie aus Erz gezeugt, Mich auf den Säbel, vorgebeugt, Mit weiten Augen, offnem Mund, Als starrt ich in den Höllenschlund. Nun sind sie da! „Schnellfeuer!" „Steht!" und Friede. Wie hoch im Rauch die Fahne weht! Und Mann an Mann hinauf, hinab, Und mancher sinkt in Graus und Grab. Zu Boden stürz ich, einer sticht Und zerrt mich, ich erraff mich nicht. Und um mich, vor mir, unter mir Ein furchtbar Rin gen, Galt und Gier. Und über unserm wüsten Knaul Bäumt sich ein scheu gewordner Gaul. Ich sah der Vorderhufe Blitz, Blutfestgetrockneten Sporeuritz, Den Gurt, den angespritzten Kot, Der aufgeblähten Nüstern Not. Und zwischen uns mit Klang und Kling Platzt der Granate Eisenriug: Ein Drache brüllt, die Erde birst, Einfällt der Weltenhimmelsirst. Es ächzt, es stöhnt, und Schutt und Staub Umhüllen Tod und Lorbeerlaub. Ich stand an eines Gartens Rand Und schaute in ein herrlich Land, Das ausgebreitet vor mir liegt, Vom Friedensfächer eingewiegt. Und Arm in Arm, es ist kein Traum, Mein Wirt und ich am Apfel- baum Wir lauschen einer Nachtigall, Und Rosen, Rosen überall.

3. Teil 5 - S. 101

1910 - Straßburg : Bull
101 2. Wenn überm Meer. 1. Wenn überm Meer das Frührot brennt Und alle Küsten rauchen, Wie lieb ich dann, ins Element Befreit hinabzutauchen. 2. Tiefpurpurn schwillt um mich die Flut Und zittert, Well an Welle; Mir deucht, ich bad in Drachenblut Wie Siegfried einst, der Schnelle. 3. Mein Herz wird fest, und wie es lauscht. Von junger Kraft durchdrungen, Verstehts, was Wind und Woge rauscht, Und aller Vögel Zungen. 3. Nun kommt der Sturm. 1. Nun kommt der Sturm ge- Der heulende Nordost, [flogen, Daß hoch in Niesenwogen Die See ans Ufer tost. 2. Das ist ein rasend Gischen, Ein Donnern und ein Schwall, Gewölk und Abgrund mischen All ihrer Stimmen Schall. 3. Und in der Winde Sausen Und in der Möve Schrein, In Schaum und Wellenbrausen Jauchz ich berauscht hinein. 4. Schon mein ich, daß der Reigen Des Meergotts mich umhallt, Die Wogen seh ich steigen In grüner Roßgestalt, 5. Und drüber hoch im Wagen, Vom Nixenschwarm umringt. Ihn selbst, den Alten, ragen, Wie er den Dreizack schwingt. 4. Zuflucht. (Por 1814.) 1. Der du mit Tau und Sonnenschein ernährst die Lilien auf dem Feld, Der du die jungen Raben nicht vergissest unterm Himmelszelt, Der du zu Wasserbächen führst den Hirsch, der durstig auf den Tod, O gib, du Allbarmherziger, auch unsrer Zeit, was ihr so not! 2. Um Frieden, Frieden flehen wir, nicht jenen, der des Sturms entbehrt, Der sicher in der Scheide Haft gefesselt hält das scharfe Schwert, Nein, um den Frieden in der Brust, dems mitten in der Schlacht nicht graut Weil auf den Felsen deines Worts mit festen Pfeilern er gebaut.

4. Bd. 1 - S. 70

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
70 Ii. Aus dem Menschenleben. 91. Per kleine Kydriot. Ich war ein kleiner Knabe, stand fest kaum auf dem Bein; Da nahm mich schon mein Vater mit in das Meer hinein Und lehrte leicht mich schwimmen an seiner sichern Hand Und in die Fluten tauchen bis nieder auf den Sand. .Ein Silberstückchen warf er dreimal ins Meer hinab, Und dreimal mußt' ich's holen, eh' er's zum Lohn mir gab. Dann reicht' er mir ein Ruder, hieß in ein Boot mich gehn; Er selber blieb zur Seite mir unverdrossen stehn. Wies mir, wie man die Woge mit scharfem Schlage bricht, Wie man die Wirbel meidet und mit der Brandung ficht. Und von dem kleinen Kahne ging's flugs ins große Schiff; Es trieben uns die Stürme um manches Felsenriff. Ich saß auf hohem Maste, schaut' über Meer und Land; Es schwebten Berg' und Türme vorüber mit dem Strand. Der Vater hieß mich merken aus jedes Vogels Flug, Aus aller Winde Wehen, auf aller Wolken Zug. Und bogen dann die Stürme den Mast bis in die Flut Und spritzten dann die Wogen hoch über meinen Hut: Da sah der Vater prüfend mir in das Angesicht — Ich saß in meinem Korbe und rüttelte mich nicht. Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot: „Glück zu aus deinem Maste, du kleiner Hydriot!" Und heute gab der Vater ein Schwert mir in die Hand Und weihte mich zum Kämpfer für Gott und Vaterland. Er maß mich mit den Blicken vom Kopf bis zu den Zehn; Mir war's, als tat' sein Auge hinab ins Herz mir sehn. Ich hielt mein Schwert gen Himmel und schaut' ihn sicher an Und deuchte mich zur Stunde nicht schlechter als ein Mann. Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot: „Glück zu mit deinem Schwerte, du kleiner Hydriot!" Wilh. Müller. 92. 's Keumysek un d'ameis. 1. D'frau Ameis kriejt zuer Winterszit, Wo grad viel Schnee geläje, Ganz unverhofft emol Visit; Diß isch're-n-ungeläje! Denn d'ameis haltst uff Sparsamkeit, Het am Verschwende wenni Fraid!

5. Bd. 1 - S. 249

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Iv. Land und Leute in Heimat und Vaterland. 249 und geführt von unserm besten Burschen, Jakob Jaspersen. Das Weib jammerte, rang die Hände, umschlang unsere Kniee und flehte um Rettung; wir mußten uns abwenden; ach, sie wußte so gut wie wir, daß bei dem Wetter kein gewöhnliches Fischerboot See halten konnte, und kein anderes lag im Hafen. — Immer näher kam der schreckliche Augenblick, die Dorothea konnte nur noch wenige Kabellängen vom Vogelsande entfernt sein. Da stand das Fahrzeug still, die Segel fielen nieder. Der kühne Kapitän hatte mitten in der Brandung Anker geworfen; wenn dieser faßte und hielt, so war das Schiff gerettet. Mit atemloser Erwartung blickten hundert Augen auf jenen Fleck; das Weib hielt sich an mich und klapperte hörbar mit den Zähnen. Wir sahen, wie das Schiff langsam vom Anker wegtrieb, und mit gellendem Schrei sank die Frau zusammen. Da hatte Jaspersen plötzlich wieder alle Segel aufgezogen und begann aufs neue den hoffnungslosen Kamps gegen den Orkan, bis die einbrechende Nacht alles verhüllte. Keiner von uns ging schlafen, keiner verließ den Platz; immer noch stierten wir hinaus und harrten mit dumpfem Entsetzen des Tages; neben uns wimmerte leise das unglückliche Weib. Gegen Morgen legte sich der Sturm; nach und nach ward es lichter, der Tag begann zu grauen, und — kaum eine halbe Seemeile vor uns sahen wir die Dorothea, mit vollen Segeln auf den Hafen zusteuernd. Jauchzend eilten wir zum Strande, und eine Viertelstunde später umschlang Jaspersen sein Weib, — aber, die er vor einigen Tagen als blühende junge Frau verlassen, glich einer Greisin. Die furchtbare Angst der einzigen Nacht hatte tiefe Furchen in ihr Antlitz gegraben, ihre Wange und ihre Haar gebleicht. Schleiden. 292. Gin deutscher Seedampfer. Heutzutage sind die Meere, die früher als Trennungsmittel ange- sehen wurden, Straßen geworden. Sie sind ein Tummelplatz für Tausende und aber Tausende von Schiffen, die hin- und herfahren, auf- und abwogen wie ein zahlloses Heer von lasttragenden Wesen. Früher waren es Segelschiffe; heute aber sterben diese dahin, und eiserne Dampfer treten an ihre Stelle, die mit schnell sich drehenden Schrauben ihre Furchen über die Ozeane bahnen und Reisen, die früher Monate dauerten, in wenig Tagen vollenden. Während sonst auf einem Schiffe oft Mangel am Nötigsten eintrat, ist dies jetzt fast ausgeschlossen. Die großen deutschen Ozeandampfer, die Windhunde der Meere, sind schwimmende Gasthäuser geworden, die des Nachts wie Feenpaläste in elektrischem Lichte glänzen, über die Fluten zu rauschen scheinen. Ihre Einrichtung bietet dem Reisenden jede Annehmlichkeit, die nur verlangt werden kann.

6. Bd. 1 - S. 289

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes. 289 undzwanzig Pfund Gewicht, in welchem ein in Milch gekochter und mit allerhand Zutat gewürzter Hirsebrei dampfte. Den wollte man noch warm nach Straßburg bringen. Ein mit heißem Sand angefülltes, großes Faß wahrte die Speise vor dem Erkalten. Zu gleicher Zeit hatte sich die Genossenschaft mit dreihundert der berühmten Züricher Semmelringe versehen, die in Straßburg unter die Jugend ausgeworfen werden sollten. Mit Sonnenaufgang wurde schon der Rhein erreicht. Den Rhein- fall bei Lausenburg konnte man natürlich nicht hinabfahren; unterhalb desselben wartete jedoch schon ein Schiff, die Züricher weiter zu tragen. Um zehn Uhr langten sie in Basel an; auf der Rheinbrücke stand eine ungeheure Menschenmenge und begrüßte die kühnen Schiffer mit endlosem Jubelruf und mit Böllerschüssen. Gegen zwei Uhr gönnten sie sich im Angesichte von Altbreisach eine kurze Rast und ein stärkendes Mittags- mahl. Bei dem alten Habsburger Sitze Limburg wurde in der Ferne zum erstenmal die Pyramide des Straßburger Münsters erschaut. Lautes Freudengeschrei und Trompetenfanfaren ertönten, bald sind ja nun die Mühen des beschwerlichen Ruderns überstanden. Gegen acht Uhr abends fuhren sie aus dem Rhein in die Jll, und nun hißten sie die Züricher Flagge mit ihrem Blau und Weiß am Mastbaum ans. Um halb neun Uhr schwamm das stattliche Schiff mit seinen sechzehn Ruderern in die „allezeit freie Reichsstadt Straßburg" ein. So weit man blicken kann, Kops an Kopf an beiden Seiten des Wassers; die Schindbrücke am Kaufhause will schier bersten unter der Menschenlast, die sie zu tragen hat, und das unaufhörliche Freudenge- schrei übertäubt die Trommelwirbel, welche das Gelingen der Fahrt verkünden und die Straßburger Bundesfreunde bewillkommnen sollen. Und wie tummeln sich Knaben und Mädchen, das leckere Züricher Back- werk aufzufangen, das aus dem Boot unter sie hineinregnet! Am Katzenstege wird der Anker ausgeworfen, und unter den Klängen der Musik entstiegen die Züricher dem Fahrzeuge. Zwei Rats- herren begrüßten die Reisenden. Dann tritt deren Obmann, der Stadt- bauherr Kaspar Thomann, hervor und spricht, auf das mitgebrachte Hirsengericht weisend: „Diese Tonne soll den Straßburgern zeigen, daß in der Not, wenn sie von Feinden plötzlich überzogen werden, Zürich ihnen allezeit zu Hilfe kommen kann, ehe noch ein Brei kalt werden mag." Hierauf ordnet sich der feierliche Zug. Mit den Züricher Spiel- leuten schreiten die von Straßburg voraus. Dann kommt das Faß, vom Volksjubel umbraust und von den stattlichsten der Züricher Mannen getragen. In der Judengasse endet der Umzug. Dort, in der Zunftstube der Maurer haben sich Ammeister, Stättemeister und Rat versammelt, den Zürichern das Bewillkommnungsmahl darzubieten, zu dem die Tafeln N, Gottesleben. Deutsches Lesebuch. I. iq

7. Bd. 1 - S. 14

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
14 I. Familie und Elternhaus. Schuhe aus, bald bewachte er die Wäsche der Mutter, oder er kaufte ein für das Haus. Bei allen Kindern der Nachbarschaft wurde der Hans bald be- liebt. Er war bei allen Spielen der Erste und wußte immer etwas Neues anzugeben. Blindekuh, Kämmerchen zu vermieten, und wie die Spiele alle heißen mögen, gingen nur gut, wenn Hans dabei war; da gab's nie- mals Zank und Streit; zankten sich wirklich zwei Knaben einmal, fuhr mein Hans dazwischen, machte jedem ein närrisches Gesicht, und alles mußte lachen. Beim Soldatenspiel hatte er immer die höchste Papiermütze und den schönsten Federbusch daran von Petersilienkraut, und keiner wußte die Trompete und alle Instrumente, wie sie bei den Soldaten vor- kommen, so schön mit dem Munde nachzuahmen als Hans. Nun kam die Zeit heran, wo Hans ein Handwerk lernen sollte. Der Vater sagte: „Zum Schuhmacher taugt er nicht; denn er sieht den Leuten nicht auf die Stiefel, sondern immer in die blaue Luft." Die Mutter dagegen sagte: „Der will hoch hinaus." Und so wurde es. Er kam zu seinem Paten, der ein ehrsamer Schornsteinfeger war, und lernte dessen Handwerk. Bald ging er mit Leiter, Besen und Kratzeisen durch die Straßen, und dabei sah er immer froh und gutmütig ans. Mutig und gewandt erstieg er die höchsten Schornsteine, pfiff und sang lustig in die blaue Lust und kannte keinen Schwindel. Wenn ein Bund Stroh oder ein Stück Holz von einem Wagen fiel, so lief er schnell nach, um es dem Fuhrmanne zu bringen. Alte und Junge hatten ihn lieb. Nie- mand in der Stadt konnte die Kinder mit dem Schornsteinfeger ängstigen. Alle kannten Hans Lustig, und der tat ihnen nichts zuleide. Stets war er freundlich und gut, und manches Kind gab ihm sogar eine Patschhand. So wuchs Hans Lustig immer mehr heran und wurde ein tüch- tiger Schornsteinfeger. Er konnte klettern wie eine Katze. Das zeigte er bei dem Brande des Rathauses, welches plötzlich mitten in der Nacht in Flammen stand. Der alte Wächter auf dem Turme hatte nämlich das Feuerzeichen nicht gegeben. Er war freilich unschuldig daran; denn er war in derselben Nacht gestorben. Hans aber war der erste auf der Brandstelle, wie es einem guten Schornsteinfeger geziemt. Er stürzte in das brennende Rathaus und rettete wichtige Papiere aus einem Schranke. Tags darauf ließ ihn der Rat vor sich kommen und fragte ihn, womit er wolle belohnt sein. Da bat er für seinen Vater um die Stelle des Turmwächters. Der Vater erhielt sie auch. So hatte er diesem ein sorgenfreies Alter verschafft. Dort aus dem Turme lernte Hans noch etwas Neues. Sein Vater blies morgens, mittags und abends ein geistliches Lied vom Turme über die Stadt. Hans, der seine alte Liebe zum Musizieren, namentlich zum

8. Bd. 1 - S. 118

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
118 Ii. Aus dem Menschenleben. die erspart Luch und laßt sie dem, der am Steuer sitzt, und von dem geschrieben steht: Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorget für euch.“ H. Caspari> 140. |)ie Macht des Gebetes. Das Schiff „Cornelia" befand sich auf einer Reise im Weltmeere und war bereits weit von der amerikanischen Küste entfernt, als ein heftiger Sturm losbrach, der fünf Tage lang anhielt und das Schiff in eine solche Gefahr brachte, daß die Mannschaft sich fast für verloren ansah. Gerade als das Unwetter am wütendsten tobte und das Schiff wie einen Spielball haushoch hinauf- und hinabschleuderte, kam oben am Hauptmast das Takelwerk in Unordnung, und der Schaden mußte ausgebessert werden. Doch in dem Tumulte des Sturmwindes auf den Mast zu klettern, schien fast unmöglich; es war ein Wagestück auf Leben und Tod. Der Steuermann befahl kurzweg einem Schiffsjungen, er solle hinauf. Der war ein junger, zarter Bursche, kaum dreizehn Jahre alt, das einzige Kind einer armen Witwe, die ihr Liebstes hatte in die Welt gehen lassen, weil sie selber kaum satt zu essen hatte. Als der Junge den Befehl vom Steuermann empfangen hatte, hob er seine Mütze auf, blickte hinauf nach der Spitze des Mastes und wieder hinab in die schäumenden Wellen, die wie mit Ruten gepeitscht übers Verdeck schlugen und nach ihm die Wasserarme ausstreckten, und dann sah er den Steuermann an. Er schwieg einen Augenblick; darauf sagte er: „Ich komme gleich!" — Und er sprang übers Verdeck fort in die Kajüte. Eine Minute verstoß, dann kehrte er zurück, und nun ging's die Strickleiter hinauf, stink und entschlossen. Der Mann, der diese Geschichte erzählt hat, stand unten am Maste, und seine Blicke folgten dem Kinde, bis ihm schwindelte. Er fragte den Steuermann: „Warum schickst du den hinauf? Er kommt nicht lebendig herunter!" Der Steuermann antwortete: „Männer fallen, Jungen stehen. Der klettert wie 'ne Eichkatze!" Der andere sah wieder hinauf; noch stand der Junge. Jetzt hing er am Mastkorb; jetzt stieg er weiter. Der Sturm raste und drohte den Mast zu zerknicken wie ein dürres Rohr, der Junge hielt sich. In einer Viertelstunde war er wieder unten, wohlbehalten und frisch, und lachte fröhlich. — „Gott sei gedankt!" rief jener; vor Angst hatte ihm das Herz fast stille gestanden. Denselben Tag noch suchte er den Jungen zu sprechen. Er fragte ihn, ob ihm nicht bange gewesen sei. „Ja," sagte der Junge. — „Ich merkte es wohl," sagte der andere; „du hast es dir auch erst in der Kajüte bedacht." — „Bedacht nicht," sprach der Knabe; „ich wollte erst beten. Ich dachte, herunter komme ich nicht wieder lebendig; da habe ich

9. Bd. 1 - S. 283

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes. 283 und verbanden ihm die Augen. Die wenigen Begleiter waren ebenfalls schnell entwaffnet und gefesselt. Darauf setzte man den Herzog aufs Pferd, brachte ihn in den Wald zurück und führte ihn bis gegen Morgen in demselben hin und her, so daß er glaubte, er sei meilenweit von Laxou entfernt. Ehe es tagte, zogen die Reiter zum Schlosse in Maxe- ville, dessen Besitzer das Haupt der Verschworenen war und Adrian von Armoises geheißen haben soll. Maxeville liegt nur eine Stunde nördlich von Nancy; aber der Herzog, dem man erst in dem festen Turm des Schlosses die Binde von den Augen nahm, wußte nicht, wo er war, und konnte auch von dem Bedienten keine Antwort bekommen. Als der Herzog in der Nacht nicht nach Hause zurückkehrte, wurde seine Gemahlin Margareta (von Navarra) unruhig und schickte Leute aus, um ihn zu suchen; allein sie entdeckten keine Spur. Alle Nachforschungen blieben erfolglos, so daß ihn seine Angehörigen und Untertanen als tot beweinten. Wie lieb ihn das Volk hatte, sehen wir daraus, daß unter demselben ein Lied entstand, worin das Verschwinden des Herzogs bitter beklagt wurde. Erst nach fünf Jahren soll Friedrich durch einen glücklichen Zufall die Freiheit wieder erlangt haben. In einer Nacht tobte um das Schloß ein furchtbarer Sturm; ein Teil des Daches wurde fortgerissen, und die Mauern bekamen mehrere Sprünge. Diesen Schaden besserte am folgenden Tage ein Dachdecker, Johann der Einäugige genannt, aus und sang bei seiner Arbeit das Lied von dem verschwundenen Herzoge. Dieser hörte den Dachdecker und fand Gelegenheit, ihn zu sprechen, ohne daß die Schloßeinwohner es merkten. Er gab sich dem Manne zu erkennen, zeigte ihm seinen Ring und versprach ihm eine große Belohnung, wenn er denselben nach Nancy zur Herzogin bringe und ihr anzeige, wo ihr Gemahl gefangen sei. Johann verließ heimlich das Schloß und richtete seinen Auftrag aus. Margareta war hoch erfreut über diese Nachricht und schickte sofort eine Anzahl Bewaffneter nach Maxeville. Sie schlichen sich an das Schloß heran, nahmen Adrian von Armoises und die übrigen Insassen gefangen und öffneten ihrem Herrn den festverschlossenen Kerker. Groß war die Freude der herzoglichen Familie und des ganzen Landes, als Friedrich in seine Hauptstadt einzog. Darauf hielt er ein strenges Gericht über die Verschworenen. Das Schloß zu Maxeville wurde zerstört und dem Erdboden gleichgemacht; nur ein Teil des Turmes blieb stehen, damit er der Nachwelt zum Andenken an die unerhörte Treulosigkeit diene. Adrian und die meisten seiner Genossen verloren ihre Güter. Einige begnadigte der Herzog, da er einsah, daß sie verführt waren. Friedrich ging nach der Wiedererlangung seiner Freiheit noch ent-

10. Bd. 1 - S. 257

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
V. Ein Blick in die Ferne. 257 gebirgen gelegenen Weideplätzen, um dort den Winter zuzubringen. Jeder Hof, jedes Dorf der Sierra Nevada hat seine bestimmten Winterweideplätze, und das Umherwandern der Herden, die Be- nutzung der einzuschlagenden Wege und das Abweiden jener Weideplätze ist durch uralte Gesetze geregelt. Nach Willkomm. 298. Unglück der Stadt Leiden. Diese Stadt heißt schon seit undenklichen Zeiten Leiden und hat noch nie gewußt warum, bis am 12. Januar des Jahres 1807. Sie liegt am Rhein im Königreich Holland und hatte vor diesem Tag 11000 Häuser, welche von 40000 Menschen bewohnt waren; sie war nach Amsterdam wohl die größte Stadt im ganzen Königreich. Man stand an diesem Morgen noch auf wie alle Tage, und niemand dachte daran, wie es am Abend aussehen wird, obgleich ein Schiff mit siebzig Fässern voll Pulver in der Stadt war. Man aß zu Mittag und ließ sich's schmecken wie alle Tage, obgleich das Schiff noch immer da war. Aber als nachmittags der Zeiger auf dem großen Turm aus halb fünf stand, — fleißige Leute saßen daheim und arbeiteten, fromme Mütter wiegten ihre Kleinen, Kaufleute gingen ihren Geschäften nach, Kinder waren beisammen in der Abendschule, müßige Leute saßen im Wirts- haus beim Kartenspiel und beim Weinkrug, und ein Dieb steckte vielleicht gerade einen falschen Schlüssel in eine fremde Türe, — da plötzlich geschah ein Knall. Das Schiff mit seinen siebzig Fässern Pulver bekam Feuer, sprang in die Luft, und in einem Augenblick waren ganze lange Gaffen voll Häuser mit allem, was darin wohnte und lebte, zerschmettert und in einen Steinhaufen zusammengestürzt oder entsetzlich beschädigt. Viele hundert Menschen wurden lebendig und tot unter diesen Trümmern begraben oder schwer verwundet. Drei Schulhäuser gingen mit allen Kindern, die darin waren, zu Grunde; Menschen und Tiere, welche in der Nähe des Unglücks auf der Straße waren, wurden von der Gewalt des Pulvers in die Luft geschleudert und kamen in einem kläglichen Zu- stande wieder auf die Erde. Zum Unglück brach noch eine Feuersbrunst aus, die bald an allen Orten wütete, und konnte fast nimmer gelöscht werden, weil viele Vorratshäuser von Öl und Tran mit ergriffen wurden. Achthundert der schönsten Häuser stürzten ein oder mußten niedergerissen werden. Da sah man denn auch, wie es am Abend leicht anders werden kann, als es am stützen Morgen war, nicht nur mit einem schwachen Menschen, sondern auch mit einer großen und volkreichen Stadt. Der König von Holland setzte sogleich ein namhaftes Geschenk 91. Gottes!eben, Deutsches Lesebuch, l. -17
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